Nierensteine sind in Industrieländern eine Volkskrankheit und etwa jeder 20. Mensch wird in unserer Gesellschaft im Laufe seines Lebens einen Nierenstein entwickeln. Leider ist die Rate an Patienten, die später noch mal einen weiteren Steinentwickeln, mit ca. 50% auch sehr hoch.
Die Ursachen für die Bildung von Nierensteinen sind vielfältig, häufig aber eine Kombination aus:
- zu geringer oder nicht gleichmäßig über den Tag verteilter Trinkmenge
- falsche Ernährung.
Es gibt auch Spezialfälle, bei denen Stoffwechsel-Erkrankungen, chronische Entzündungen oder Anomalien des Harntraktes zur Steinbildung führen.
Symptome von Nierensteinen sind z.T. nur unspezifisch, z.B. gelegentlich leichtes Druckgefühl in der Nierengegend oder minimale Blutbeimengung im Urin.
Sehr schmerzhaft sind in der Regel sogenannte Nierenkoliken, bei denen der Stein sich im Harnleiter verkeilt. Der Schmerz wird dabei nicht durch den Stein verursacht sondern der Stein verlegt den Harnabfluss und führt damit zu einem Stau und Druckanstieg in der Niere. Diese Koliken sind typischer Weise von einem spitzen, scharfen Schmerz in der Flanke gekennzeichnet, der wellenförmig mal zu- und wieder etwas abnimmt. Im Gegensatz zu z.B. Schmerzen der Wirbelsäule ist der Schmerz fast nie beidseitig und auch häufig besser bei Bewegung.
Die Untersuchung und Diagnostik auf Nierensteine beinhaltet neben einer genauen Befragung die Urinuntersuchung, die körperliche Untersuchung und den Ultraschall, der als Mittel der Wahl zur Bildgebung bei Nierensteinen gemäß S2 Leitlinie gilt. Unsere Praxis verfügt über mehrere, moderne Hochleistungs-Ultraschallgeräte der Firma Samsung mit speziellem Steinmodus, um diese Untersuchungen durchzuführen.
Falls nötig wird dann zusätzlich eine Röntgenuntersuchung oder eine CT durchgeführt, um vermutete Steine genauer festzustellen und zu lokalisieren, insbesondere falls eine Operation im weiteren Verlauf erforderlich scheint. Dabei haben beide radiologischen Verfahren den Nachteil, dass hierfür Röntgenstrahlen verwendet werden müssen und es somit zu einer Strahlenexposition des Patienten kommt. Aus diesem Grund sollten sie nur eingesetzt werden, wenn hieraus eine therapeutische Konsequenz folgt, oder der Befund im Ultraschall nicht ausreichende Sicherheit bietet. Die klassische Röntgenuntersuchung ist ein sogenanntes Urogramm. Hier werden mehrere Aufnahmen des Harntraktes angefertigt, und zwar vor und nach Gabe eines Kontrastmittels als Infusion. Hierdurch kann der Harnabfluss sichtbar gemacht werden und damit die Lage des Steines im Harntrakt. Vorteil dieser Untersuchung ist die geringere Strahlenbelastung für den Patienten im Vergleich zum CT:
- Urogramm: ca. 1,5 mSV
- CT ohne Kontrastmittel: 0,9-5mSv
- CT mit Kontrastmittel: 25-35mSv. (Quelle: S2 LL Urolithiasis).
Ein Nachteil des Urogramms ist, dass es nicht immer (z.B. akuter Kolik) eingesetzt werden kann, ebenso bei vorbestehender Nierenfunktions-Minderung, Allergie gegen Kontrastmittel oder Schilddrüsen Überfunktion. Ein Urogramm wird, wenn erforderlich, auch kurzfristig in unserer urologischen Praxis direkt durchgeführt.
CT Untersuchungen sind etwas präziser als Urogramme und werden z.B. dann eingesetzt, wenn Patienten komplexe Steinsituationen haben (mehrere und/ oder große Steine), um die Planung für Operationen dieser Steine zu vereinfachen. Diese Untersuchung muss in einer radiologischen Praxis erfolgen, wo wir leider wenig Einfluss auf die Terminvergabe haben.
Die Strahlungsfreie Kernspinuntersuchung oder MRT hat leider bei Nierensteinen nur einen geringen Stellenwert, da sie Steine nicht gut darstellen kann. Sie kommt nur in speziellen Fällen, wie Harnleitersteine in der Schwangerschaft, zum Einsatz.
Die Therapie von Nierensteinen folgt häufig einem alten urologischen Prinzip: "Saufen und Laufen".
Stein bis 4mm werden in 95% der Fälle spontan innerhalb von 40 Tagen ausgeschieden (Miller et al. 1999 JUrol) und selbst bis zu einer Größe von 1cm beträgt die Rate an Spontanabgängen noch fast 50% (Preminger et al. 2007 EurUrol).
Um diesen Vorgang zu beschleunigen sollten die Patienten sich viel bewegen, z.B. auch Treppen abwärts laufen, und viel Trinken. Auch heiße Bäder/ Dusche können einen positiven Einfluss haben, da sie zur Entspannung der Muskulatur um den Harnleiter führen können. Zudem werden verschiedene Schmerzmittel eingesetzt um die Koliken erträglich zu machen. Bewährt haben sich hier vor allem die Wirkstoffe Metamizol, Paracetamol und Diclofenac.
Sollte es zu keinem spontanen Abgang des Steines kommen, oder in den regelmäßigen Kontrollen eine weitere Komplikation, wie z.B. ein beginnender Infekt oder Anstieg der Nieren-Blutwerte zu sehen sein, muss eine operative Therapie erfolgen. Diese richtet sich u.a. nach Steingröße und Lage des Steins. Unsere Ärzte werde Sie hierzu beraten und Ihnen im Falle einer Op auch eine entsprechende Anlaufstelle nennen. Nach einer Op haben viele Patienten noch eine sogenannte DJ-Schiene im Harnleiter einliegen. Diese kann nach Abschluss der Steinbehandlung unproblematisch ambulant in der Praxis entfernt werden.